Für meine Mama gab es darauf immer nur eine Antwort: „Alles, Kind.“ Mama hat in ihrem Leben hunderte von Kilometern Garn verstrickt.
Kurz vor Weihnachten 2012 ist Mama gestorben. Seitdem hockte ich in einem tiefen Loch, aus dem es anscheinend keinen Ausweg gab. Sie fehlte mir zum Reden, als Ratgeberin, Mentorin und Lehrerin.
Ausgerechnet Corona brachte die Wende und Mama mir wieder so nah, wie lange nicht mehr. Genervt vom ewigen zu Hause sitzen, reifte die Idee, Mamas Handarbeitsschule weiterzuführen – virtuell natürlich, man durfte ja nicht raus.
Auf einmal waren die Abende viel zu kurz und das – Homeoffice sei Dank –, obwohl ich auch noch den Anfahrtsweg von zwei Stunden pro Tag sparte. Mit hochrotem Kopf und klopfendendem Herzen sichtete ich kurz vor Weihnachten 2020 Mamas Erbe. Es war zu hundert Prozent analog. Das wollte ich ändern.
Die Magie ihres Unterrichts kann ich mit drei Worten beschreiben: Stricken mit System. Ich lernte bei ihr langsam, aber nachhaltig. Was ich einmal konnte, vergaß ich nicht wieder.
Im Laufe meines Lebens habe ich diesen Trick beim Klavierspielen, beim Organisieren und beim Tanzen angewendet. Er funktioniert einfach immer und überall, ist absolut zeitlos.
Statt den Christbaum zu schmücken oder Geschenke zu verpacken, hatte ich unser Wohnzimmer mit Mamas Strickheften, Zeichnungen, Wollresten, Stricknadeln, Maschenproben und Notizen dekoriert. Ich war elektrisiert, Mama mir unendlich nahe.
Anfang 2021 wusste ich: Dieser Schatz, den ich über die Feiertage gehoben hatte, darf nicht im Verborgenen bleiben. Mein Mann ermutigte mich – trotz meiner Zweifel. „Das Einzige, was ich kann, ist stricken“, erklärte ich ihm. „Und schreiben“, entgegnete er. „Schließlich machst du das ein Leben lang.“ Bevor ich weitere Einwände vortragen konnte, erinnerte er mich daran, dass ich außerdem durch meine lange Tätigkeit bei Microsoft die Programme Office und Outlook gelernt hätte.
„Auch wenn das Bloggen neu für dich sein mag, so kannst du doch problemlos mit dem Computer umgehen.“ Ich sah ihn lange an. Dann fiel mir ein Lied von Johanna von Koczian ein: „Das bisschen Bloggen macht sich von allein, sagt mein Mann.“ Er seufzte und entgegnete: „Dann mach eine Ausbildung.“
Am nächsten Tag hatte ich mich in einen Kurs eingeschrieben, der mir tatsächlich das Bloggen beibrachte. Und jetzt ist es so weit. Meine virtuelle Strickschule nach Mamas Erfolgssystem ist online.
maschenauflauf.de startet in eine aufregende Zukunft. Vieles ist schon getan, manches ist noch in Arbeit und neue Ideen stehen Schlange. Ich freue mich darauf, viele Strickerinnen kennenzulernen: Solche, die anfangen, aber auch jene, die etwas verändern wollen, diejenigen, die neugierig sind und alle, die in Gemeinschaft weiterkommen wollen.
Besuche mich, um herauszufinden, wie anders stricken geht. Meinen neusten Artikel findest du hier. Ich zeige dir 5 zeitlose Methoden, um Maschen zuzunehmen.